'''Johannes Franz Miquel''', ab 1897 '''von Miquel''' (* [[19. Februar]] [[1828]] in [[Neuenhaus]], [[Grafschaft Bentheim]]; † [[8. September]] [[1901]] in [[Frankfurt am Main]]), Dr. jur. h.c., war [[Preußen|preußischer]] Staats- und Finanzminister und Reformer. == Familie == Er entstammte einer französischen Familie aus [[Cahors]] ([[Südfrankreich]]), die nach [[Düsseldorf]] einwanderte und deren Stammreihe mit ''Marc Miquel'' um 1670 in Cahors beginnt. Sein Vater lebte in Neuenhaus, dem Hauptort der Niedergrafschaft Bentheim. Zwar katholisch getauft, wurde er hier jedoch evangelisch-reformiert erzogen. Miquel heiratete am 15. September 1865 in [[Hannover]] Emma Wedekind (* 14. Juli 1847 in [[Bissendorf]], [[Landkreis Osnabrück]]; † 16. Dezember 1915 in [[Kassel]]), die Tochter des königlich hannoverschen [[Konsul]]s in Palermo [[Karl Wedekind]] und der Julie Ehmsen. Beide hatten drei Söhne und eine Tochter. Einer seiner Enkel war der Widerstandskämpfer [[Rudolf von Scheliha]]. == Leben == Miquel studierte von 1846 bis 1849 [[Rechtswissenschaft]]en in [[Heidelberg]] und [[Göttingen]]. Er fand zunächst Gefallen an der Ideologie der [[Kommunist]]en und pflegte Beziehungen zu [[Karl Marx]]. Er beteiligte sich 1848 an der demokratischen [[Studentenbewegung]] und war bis 1852 Mitglied des illegalen [[Bund der Kommunisten|Bundes der Kommunisten]]. Nach dem Studium ließ er sich ab 1854 als Rechtsanwalt in Göttingen nieder und ging zum [[Liberalismus]] über. 1855 war er Anwalt am Obergericht und 1857 Vorsitzender des Stadtrats. 1859 war er einer der Mitbegründer des [[Deutscher Nationalverein|Nationalverein]]s. 1864 wurde er in die zweite Kammer des [[Ständeversammlung des Königreichs Hannover|Hannoverschen Landtages]] gewählt, wo er der Opposition gegen die Regierung angehörte. Nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 wirkte er aktiv an der Eingliederung in den preußischen Staat mit. 1867 war er einer der maßgeblichen Gründer der [[Nationalliberale Partei|Nationalliberalen Partei]]. 1867 bis 1882 gehörte er als Führer des rechten Flügels der Nationalliberalen dem [[Preußisches Abgeordnetenhaus|Preußischen Abgeordnetenhaus]] an. Er wurde für den Wahlkreis Hannover 7 (Osnabrück) gewählt. Von 1867 bis 1870 gehörte der dem [[Reichstag (Norddeutscher Bund)|Reichstag des Norddeutschen Bundes]] und anschließend bis 1877 dem [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag des deutschen Kaiserreichs]] an. Diesem Gremium gehörte er erneut von 1887 bis 1890 an. Außerdem war Miquel von 1882 bis 1890 Mitglied des [[Preußisches Herrenhaus|Preußischen Herrenhauses]]. Mit der Zeit rückten seine politischen Ansichten immer weiter nach rechts was sich auch in seinem Interesse für eine aktivere deutsche Kolonialpolitik niederschlug (im Jahre 1882 war Miquel eines der Gründungsmitglieder des [[Deutscher Kolonialverein|Deutschen Kolonialvereins]]). Neben seiner parlamentarischen Laufbahn war Miquel auch in der Verwaltung und in der Wirtschaft tätig. Von 1865 bis 1870 war er zunächst [[Bürgermeister]] und dann [[Oberbürgermeister]] von [[Osnabrück]]. 1869 wurde er zudem Direktor der [[Disconto-Gesellschaft]], zog sich jedoch 1873 wegen möglicher Interessenverquickungen mit seinen parlamentarischen Tätigkeiten wieder aus dem aktiven Bankgeschäft zurück. 1876 nochmals zum Oberbürgermeister von Osnabrück berufen, wurde er 1880 als Nachfolger von [[Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein]] zum [[Liste der Stadtoberhäupter von Frankfurt am Main|Oberbürgermeister]] von Frankfurt am Main ernannt. Durch eine geschickte soziale Finanzpolitik machte er aus der altehrwürdigen Kaiserwahlstadt eine aufstrebende Metropole. In seine Amtszeit fielen eine Reihe von wichtigen öffentlichen Bauten, z.B. der Bau der ersten Kläranlage 1882, die Kanalisierung des [[Main]]s und der Neubau des [[Frankfurter Westhafen|Westhafens]] (1886) sowie des [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] (1888). Von 1886 bis 1890 war er für den Stadtkreis Frankfurt Mitglied des [[Nassauischer Kommunallandtag|Nassauischen Kommunallandtags]]. 1890 wurde Miquel als preußischer Finanzminister nach [[Berlin]] geholt. Er entwickelte ein revolutionäres Steuersystem (mit den Elementen [[Einkommensteuer]], [[Vermögensteuer]] und [[Gewerbesteuer]]), das in seinen Grundzügen heute noch gültig ist, das Kommunalabgabengesetz vom 14. Juli 1893. Die wesentliche Neuerung war die [[Steuerprogression]]: Der Steuersatz der Einkommensteuer stieg von 0,62 % (für Jahreseinkommen von 900 bis 1050 Mark) bis auf 4 % (für Jahreseinkommen über 100.000 Mark). Diese Reform wurde nach ihm auch „Miquelsche Steuerreform“ genannt. 1897 wurde er Vizepräsident des Staatsministeriums. Mit Verleihung des [[Schwarzer Adlerorden|Schwarzen Adlerordens]] wurde Miquel am 27. Januar 1897 in Berlin mit [[Adelsbrief|Wappenbrief]] vom 14. April 1897 in den preußischen [[Adel]]sstand erhoben. Im Juni seines Todesjahres 1901 nach dem Scheitern eines Kanalbaugesetzes zum Rücktritt gezwungen, wurde er noch einmal Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Miquel starb am 8. September 1901 in seinem Haus in Frankfurt am Main. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem [[Frankfurter Hauptfriedhof]]. Ein Teil des [[Frankfurter Alleenring]]s, eine Straße in seiner Geburtsstadt Neuenhaus sowie eine Straße in Osnabrück sind nach ihm benannt. == Siehe auch == * [[Lex Miquel-Lasker|lex Miquel-Lasker]] * [[Nationalliberalismus]]